Rituale geben dem Tag Struktur

Es ist schön zu erleben, wie sich bei unseren Gästen positive Veränderungen einstellen“, berichtet Karin Rinn über ihre Erfahrungen als Fachkraft in der Tagespflege.

Karin Rinn ist gelernte Krankenschwester und hat eine gerontopsychiatrische Fortbildung absolviert. Sie ist als Pflegedienstleitung in unserer Tagespflegeeinrichtung tätig. Zwischen montags und freitags kümmert sich unser Team um das Wohl von täglich 18 Gästen. „Zu uns kommen Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind, eine körperliche Einschränkung haben, beispielsweise in Folge eines Schlaganfalls, oder auch einfach einen Tag in Gesellschaft verbringen möchten. Sie kommen zuhause nicht mehr alleine zurecht und sind auf Hilfe angewiesen“, berichtet Karin Rinn.

„Bei uns erleben die Gäste eine Tagesstruktur, und wir tun alles, damit ihre Sinne wieder angeregt werden und sie sich wohlfühlen.“

Atempause für Angehörige

„Zu uns kommen viele Angehörige, die durch die Pflege und Betreuung sehr ein- und angespannt sind. Wir bekommen von ihnen zurückgespiegelt, dass sie durch die Tagespflege ungemein entlastet werden.“ Die Angehörigen nutzen diese Zeit für Atempausen. Viele von ihnen sind berufstätig. „Sie können ihrer Arbeit ohne Sorgen um den Pflegebedürftigen nachgehen“, erläutert Karin Rinn.

Rituale geben Struktur

Um acht Uhr beginnt der Alltag in der Tagespflege St. Ludgeri. Dann treffen die ersten Gäste ein. Das gemeinsame Frühstück beginnt gegen 8:30 Uhr.  „Wir erleben, dass es den Menschen guttut, sich mit anderen austauschen zu können“, berichtet Karin Rinn.

Zwischen 10 und 11 Uhr findet im Gruppenraum ein Angebot statt. „Bei uns gilt das Motto: Jeder kann, keiner muss. Manche Gäste setzen sich in die Ruhesessel in der Wohnküche, doch die meisten verbringen die Stunde gemeinsam im Gruppenraum“, erzählt Karin Rinn.

Dafür wird die Gruppe nach Interessen und Fähigkeiten aufgeteilt.  Feste Rituale stehen auf der Tagesordnung. „Wir beginnen die Stunde immer mit dem Lied ‚Danke für diesen guten Morgen’ und beenden sie mit unserem Hauslied ‚Miteinander, füreinander’“, erzählt Karin Rinn. Auf dem Programm stehen beispielsweise Gymnastik, gemeinsames Singen, Erinnerungsarbeit mit alten Gegenständen. „Gäste, die zuhause eher sehr zurückgezogen leben, öffnen sich häufig in der Gemeinschaft und haben wieder Spaß daran, sich mitzuteilen.“

„Bei uns treffen sich viele Werdenerinnen und Werdener wieder“

Jeden Donnerstag findet in der Kapelle des St. Ludgeri eine Messe statt. Wer mag, nimmt daran teil. Das nutzen vor allem diejenigen Gäste, für die der sonntägliche Gang in die Kirche nicht mehr möglich ist. Viele trinken im Anschluss einen Kaffee oder einen Kakao im Foyer unseres Lebeheimes. „Hier treffen sich viele Werdenerinnen und Werdener wieder“, erzählt Frau Rinn. Wer in der Tagespflege bleiben möchte, für den findet selbstverständlich auch dort ein Betreuungsangebot statt. Da werden die Sinne beispielsweise durch ein Memory-Spiel angeregt. „Bei unseren Gästen tut sich viel. Von den Angehörigen erfahren wir immer wieder, dass sie positive Veränderungen wahrnehmen. Die Tagesstruktur und das Miteinander macht sie wacher und aufnahmefähiger“, berichtet Frau Rinn.

Um 12 Uhr wird gemeinsam Mittag gegessen, und um 14:30 Uhr klingt der Tag mit Kaffee, Gebäck und Kuchen aus. „Wir stellen fest, dass Gäste, die zuhause kaum Appetit verspüren, durch die Gemeinschaft wieder zum Essen angeregt werden.“  Um 16 Uhr steht die Heimreise an. Dafür nutzen die Gäste entweder unseren Fahrdienst oder werden von ihren Angehörigen abgeholt.